Wer im Tierladen seines Vertrauens vor dem Katzenfutterregal steht, wird sich sicher bald fragen, woran man gutes Katzenfutter erkennt. Ist das billige Whiskas wirklich schlechter als das teure Catz Finefood? Diese Fragen habe ich mir auch gestellt und sie ausführlich recherchiert. Hier gehe ich der Frage nach, woran man erkennt, ob Katzenfutter hochwertig ist, und wie man sicherstellt, dass die Katzen alle Nährstoffe bekommen, die sie brauchen.
Die Inhaltsstoffe von Katzenfutter
Fleisch
Das Wichtigste im Katzenfutter ist definitiv das Fleisch. Katzen sind Fleischfresser und können nicht vegetarisch oder vegan ernährt werden, das sollte jedem klar sein. Generell liest man, dass ein hoher Fleischanteil gutes Katzenfutter auszeichnet. Dem widerspricht einerseits Whiskas, auf deren Seite (whiskas.at) zu lesen ist: „Für eine ausgewogene Ernährung ist nicht die im Futter enthaltene Fleischmenge, sondern die richtige Zusammensetzung der Nahrung relevant.“ Beim Futterhersteller Royal Canin heißt es: „Viel wichtiger [als ein hoher Fleischanteil] ist die Verwendung hochwertiger Proteine und die Zusammensetzung eines abgestimmten Nährstoffprofils.“ Und die Stiftung Warentest schreibt, dass auch ein hoher Fleischanteil eventuell nicht ausgewogen ist, wenn wichtige Nährstoffe fehlen.
Die Geister scheiden sich also bei der Frage, ob ein hoher Fleischanteil wichtig ist, wobei man die Katzenfutterhersteller eher nicht als objektive Quelle berücksichtigen kann. Allerdings äußert der Scientific American, ein amerikanisches Wissenschaftsmagazin, für das früher auch schon Albert Einstein geschrieben hat, die Vermutung, dass 20 % Getreideanteil im Katzenfutter mehr ist, als die Tiere vertragen, und sie davon Diabetes bekommen können. Das sieht auch ein amerikanischer veterinärmedizinischer Bericht so, der angibt, dass wildlebende Katzen nur ca. 2 % Kohlehydrate am Tag zu sich nehmen, und dass die durchschnittlichen 41 % im Katzenfutter nicht gut für sie sind, da sie nur schlecht verdaut werden können. Und Katzen, die an Diabetes erkrankt sind, kehren am häufigsten zu Normalwerten zurück, wenn man ihnen kohlehydratarmes Futter gibt.
Sagen wir also vorsichtig: Es gibt wissenschaftlich relevante Forschungsergebnisse, die darauf hindeuten, dass ein hoher Fleischanteil und ein geringer Kohlehydratanteil im Katzenfutter vorteilhaft für Katzen sind.
Taurin
Beim Taurin scheiden sich die Geister nicht: Alle sind sich einig, dass Taurin für Katzen sehr wichtig ist. Die Tierarztpraxis Wandsbek gibt eine gute Übersicht über Taurin, was es macht und wieso die Katzen es brauchen: Es bindet giftige Stoffe, ist gut für das Hirn und die Herzfunktion und hilft bei der Aufnahme von Fetten aus der Nahrung. Bei Taurinmangel können die Katzen jede Menge unangenehme Symptome entwickeln, von Augenproblemen (die Katze läuft dann in Möbel oder verschätzt sich beim Springen) oder Blindheit zum Absterben der Föten bei einer Schwangerschaft bis hin zur Herzinsuffizienz. Besonders beim BARFen (das steht für Bones And Raw Food bzw. neuerdings für Biologically Appropriate Raw Food – mehr dazu später), also dem Verfüttern von Rohfleisch, muss Taurin hinzugefügt werden, ansonsten sollte Katzenfutter generell damit angereichert sein. Hier stellt sich natürlich die Frage, wie viel Taurin Katzen genau benötigen:
Die Tierarztpraxis Wandsbek gibt an, dass eine Katze am Tag ca. 50 mg Taurin benötigt und sie geben als Fütterungsempfehlung an:
1 g gereinigtes kristallines Taurin pro Kilogramm Trockenfutter
2 g gereinigtes kristallines Taurin pro Kilogramm Nassfutter
Zucker
Die einen sagen, Zucker wird dem Katzenfutter hinzugefügt, um die Katzen vom Futter abhängig zu machen. Andere widersprechen, weisen darauf hin, dass Katzen keinen Zucker schmecken können und erklären, Zucker werde nur beigemischt, damit Fleisch mit geringerem Fleischanteil „fleischiger“ aussieht und sich länger hält. Dazu wird der Zucker nämlich karamellisiert, damit er dem Futter eine schöne braune Farbe gibt. Katzen können zudem keine Karies bekommen, liest man, weil die Kariesbakterien in ihren Mäuler nicht vorkommen.
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Zucker ist also im Katzenfutter für die Katze überflüssig, sollte ihr in geringen Mengen aber auch nicht schaden.
Getreide
Einige Katzenfuttermarken werben mit der Aussage „Getreidefrei“, andere Futtersorten enthalten jede Menge Getreide. Gerne wird darauf hingewiesen, dass Katzen Mäuse ganz essen, und wenn die Maus Getreide gefressen hat, frisst sie den Mageninhalt mit. Als logische Konsequenz kann Getreide für Katzen nicht schlecht sein. Auch hier kommt man nach ausgiebiger Recherche zu dem Schluss, dass es umstritten ist, ob Katzenfutter ohne Getreide nun generell besser ist oder nicht.
Dr. Link, von dem ich nicht weiß, ob er ein richtiger Doktor ist und falls ja, ob er ein Doktor der Veterinärmedizin ist, sagt auf seiner Webseite, das der Dünndarm von Katzen nicht so gut an die Verdauung von Getreidestärke angepasst ist, und dass durch das Verfüttern von pflanzlichen Futtermitteln ein akalischer Urin entstehen kann, der Harnkristalle und Harnsteine begünstigt. Er verkauft allerdings auch Katzenfutter mit Getreide, dass er jedoch dampfgart, was es angeblich besser verdaulich macht. Später heißt es dann: „In den meisten Lebensphasen einer Katze stellt Nassfutter ohne Getreide sicherlich die bedarfsgerechtere Ernährung dar.“ (Als Ausnahme zitiert er säugende Katzen, für die Getreide im Futter die Milchleistung erhöht.)
Rohasche
Rohasche ist so ein Begriff, der einen abgesehen von Katzenfutter sonst nirgens über den Weg läuft. Aber was ist Rohasche? Laut Wikipedia ist Rohasche „der Anteil anorganischer Bestandteile in Tierfutter“ und es ist der Anteil, der übrig bleibt, wenn man das Futter bei 550 Grad Celsius 6 Stunden lang verbrennt. Der Anteil an Rohasche entspricht im Idealfall dem Mineralstoffgehalt „plus dem natürlichen Rohaschegehalt der einzelnen Zutaten“.
Meinen Recherchen haben hier ergeben, dass man eigentlich nicht wirklich sagen kann, was in der Rohasche gut oder schlecht ist. Mineralstoffe sind gut, aber nicht alles, was Rohasche wird, war mal ein Mineralstoff. Rohasche im Katzenfutter ist also nicht allgemein gut oder schlecht. Ich schätze den Wert daher als nicht besonders aussagekräftig für die Auswahl des richtigen Nassfutters für Katzen ein.
Rohfaser
Rohfaser sind für Katzen unverdauliche Ballaststoffe. So wie ich es verstehe, sind sie aber trotzdem wichtig, da sie nicht sofort ausgeschieden werden und die Katze sich dadurch länger satt fühlt. 1 % ist dabei offenbar ein guter Wert, viel mehr sollte es aber auch wieder nicht sein.
Cassia Gum (auch Cassia-Gum)
Cassia-Gum ist ein Verdickungsmittel, das aus Pflanzensamen gemacht wird. Es wird also hauptsächlich dazu verwendet, um die Konsistenz des Katzenfutters anzupassen. Die Katzen haben keinen Vorteil davon, und gelegentlich liest man, dass ein hoher Anteil von Cassia Gum zu Verdauungsproblemen bei der Katze führen kann.
Was ist BARFen?
Wo wir beim Futter sind, möchte ich noch kurz erklären, was es mit dem BARFen auf sich hat. Wie oben bereits erwähnt: Das stand mal für „bones and raw food“ (also etwa Knochen und Rohfutter) und steht heute für „biologically appropriate raw food“ (biologisch angemessenes Rohfutter). Dabei handelt es sich also quasi um rohes Fleisch, das manche Leute ihren Tieren verfüttern, weil es einfach näher an dem ist, was wildlebende Katzen essen würden (mal abgesehen davon, dass eine Katze wohl nie ein Rind reißen könnte).
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Ganz so leicht ist es aber auch wieder nicht, weil die Nährstoffe, die Katzen benötigen, in Rohfleisch nicht unbedingt alle drin sind. Taurin müsste man zum Beispiel hinzufügen, und das kommt natürlich noch zu dem anderen Aufwand hinzu, den das BARFen verursacht. Bei einem Nassfutter, auf dem „Alleinfuttermittel“ drauf steht, muss man sich dagegen theoretisch keine Sorgen machen, dass das Tierchen eine Mangelerscheinung bekommt.
Generell habe ich noch nichts Schlechtes über das BARFen gehört und wer durch den Mehraufwand nicht abgeschreckt wird, dem sei unsere BARF-Anleitung für Anfänger ans Herz gelegt.
Beispiele für Nassfutter
Hier habe ich mal ein paar Nassfuttermarken zum Vergleich mit ihren einzelnen Bestandteilen aufgelistet, um einen kleinen Einblick zu geben, woraus Katzennassfutter sich in der Praxis tatsächlich zusammensetzt:
Was in der Tabelle mit den Inhaltsstoffen besonders auffällt, ist das fehlende Taurin bei der Marke Felix. Nachdem dazu keinerlei Angabe auf der Verpackung gemacht wird, ist davon auszugehen, dass gar kein Taurin im Katzenfutter von Felix ist. Das ist natürlich sehr bedenklich (besonders, da auf dem Futter „Alleinfuttermittel“ steht). Wenn wir, wie oben angenommen, von einem Tagesbedarf von 50 mg ausgehen, sind 200 mg pro Kilo Futter das absolute Minimum, das enthalten sein kann.
200 mg/kg entspricht 0,2 mg/g. Da ich meinen Katern 240 g Nassfutter am Tag gebe, erhalten sie so 48 mg am Tag. Den Rest erhalten sie vermutlich durch die Handvoll Trockenfutter, die ich ihnen vor dem Schlafengehen meist noch anbiete. Wer nur das „Cat & Clean“-Futter verfüttert, muss seinen Katzen eigentlich 250 g Futter pro Tag geben, damit die 200 mg/kg Taurin reichen. Bei Carny sind 800 mg/kg enthalten, hier würden also schon 63 g Futter ausreichen, um den Tagesbedarf zu decken. Damit ist zumindest in Sachen Taurin das günstigere Futter geeigneter.
Bei Bozita und Felix fällt zudem auf, dass die „Hauptzutat“ im Futter nur mit jeweils 4 % vertreten ist. 4 % ist das Minimum, damit man noch sagen kann, dass die Fleischart enthalten ist. Es macht natürlich einen wesentlich besseren Eindruck, Cat & Clean Rind aus 100 % Rind zu kaufen als Felix mit Kaninchen und Ente, in dem auf einmal auch Fischnebenerzeugnisse auftauchen. Das Wichtige ist natürlich generell, dass viel Fleisch enthalten ist – ob ein hoher Garnelenanteil bei Katzenfutter, auf dem „mit Garnelen“ steht, wichtig ist, muss dabei jeder selbst wissen.
Abschließende Gedanken
Ihr seht, das Thema mit dem Futter ist kein leichtes. Auch wenn man sich informiert, ist es teilweise schwierig abzuschätzen, was hochwertiges Katzenfutter ist und welches Katzenfutter man kaufen soll. Ich hoffe, euch zumindest ein paar gute Anhaltspunkte gegeben zu haben.
Ich persönlich wechsle die Katzenfuttersorten durch – nicht nur die Geschmacksrichtung sondern auch die Marke – um einen guten Mittelwert zu erhalten. Wenn bei Cat & Clean der Tauringehalt grenzwertig ist, er bei Carny dafür sehr hoch ist, ergibt sich ein adäquater Durchschnitt, so der Gedanke. Wer Katzen hat, die nicht bei jedem Futter die Fellnase rümpfen, auf dem nicht Whiskas draufsteht, dem würde ich dies ebenfalls empfehlen.
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One thought on “So füttert man seine Katze richtig”