Katze zulegen – ja oder nein?

Die Frage, ob man sich eine Katze anschaffen soll, ist keine leichte. Auch wir haben lange überlegt, bevor wir uns dazu entschlossen haben – unterstützt von vielen Katzenfreunden im Bekanntenkreis, die uns fast schon angefeuert haben. Ich will hier mal ganz ehrlich aufführen, was einen mit zwei Wohnungskatern erwartet und was man beachten muss – vielleicht kann sich der eine oder andere so ein besseres Bild davon machen.

Der Katzen-Blues

Im englischen Sprachraum gibt es den schönen Begriff „Puppy Blues“. Das ist die depressive Verstimmung, die viele unweigerlich bekommen, wenn sie sich einen Hundewelpen ins Haus geholt haben. Aus meiner Erfahrung mit Hundebesitzern gibt es den Puppy Blues tatsächlich – und auch, wenn niemand vom „Kitten Blues“ spricht, gibt es diesen ebenfalls.

Als wir uns Garrus und Wrex zugelegt haben, habe ich anfangs ein Tagebuch geführt. Ab Tag 5 ist die schlechte Laune offensichtlich. Dann der Zweifel, ob es wirklich die richtige Entscheidung war. Dann die schlimme Feststellung, wie lange wir uns an die Katzen gebunden haben – was haben wir nur getan?

Katzenbabys brauchen sehr viel Aufmerksamkeit und machen allerlei Unfug. Sie knabbern die Pflanzen an, pinkeln, wenn man Pech hat, auf den Boden, krabbeln mit ihren scharfen Krallen an vorbeilaufenden Menschen hoch. Sie wollen regelmäßig gefüttert werden, egal, ob man abends mit Freunden ausgehen will oder nicht. Katzenbabys sind sicher anstrengender als erwachsene Katzen, aber die Eingewöhnungszeit bei älteren Katzen bringt sicher ihre eigenen Herausforderungen mit sich.

Inzwischen sind Garrus und Wrex älter und ruhiger und das Zusammenleben mit ihnen ist entspannter als früher. Sie sind mir sehr ans Herz gewachsen und würden mir sicher fehlen, wenn ich sie nicht hätte – es ist schon etwas ganz Besonderes, mit zwei kleinen Panthern zusammenzuleben.

Auch jetzt machen sie uns noch manchmal das Leben schwer, aber dann setzen sie sich auf meinen Schoß, lassen sich den Bauch kraulen und schnurren zufrieden vor sich hin. Wer kann sie da nicht liebhaben? Aber Arbeit machen sie trotzdem.

Der nötige Platz

Katzen brauchen Platz. Wir beschäftigen uns mit Wohnungskatzen, für die es schon wünschenswert wäre, einen Rückzugplatz zu haben, an dem sie nicht von Menschen heimgesucht werden. Ein Gästezimmer wäre ideal, um dem gelegentlichen Trubel zu entkommen (oder dem Trubel gelegentlich zu entkommen).

Wer eine Wohnungskatze hat, wird sich auch über eine abgetrennte Küche freuen, in der man Kochen kann, ohne ständig eine Katze aus dem Essen ziehen zu müssen. Auch wird dazu geraten, Katzen auch vertikal Platz zu bieten – ein Regal an der Wand, auf das sie klettern können vielleicht.

Nebenbei kann es sehr angenehm sein, einen katzenfreien Raum zu haben, wenn man mal ungestört ein Geschenk einpacken will zum Beispiel, denn dabei helfen Katzen liebend gerne ungefragt.

Wer also eine Einzimmerwohnung mit Küchennische hat, sollte sich gut überlegen, ob er sein Leben wirklich mit einer Katze verkomplizieren möchte. (Wir haben eine abgetrennte Küche und trotzdem habe ich wohl seit 2015 nichts mehr gegessen, in dem keine Katzenhaare enthalten waren.)

Der Fütterungsstress

Katzen wollen regelmäßig gefüttert werden – 3x bis 4x am Tag, wenn sie klein sind, 2x bis 3x am Tag, wenn sie älter sind. Wie man die Fütterungszeiten seiner Katzen umstellt, habe ich bereits in einem anderen Beitrag erklärt.

Nun gibt es sicher Katzen, die über den Tag hinweg gelegentlich etwas Trockenfutter zu sich nehmen und dann nur auf gelegentliches Füttern mit Nassfutter warten. Das ist sicher ein bequemer Fall, der Katzen pflegeleichter macht.

Unsere Wohnungskater verschlingen alles, was man ihnen hinstellt, so schnell wie möglich, sodass sie auf ihre festen Fütterungszeiten angewiesen sind. Das ist umständlich, da man so immer, wenn man abends länger etwas vorhat, entweder vorher die Kater füttern muss, oder ein schlechtes Gewissen hat.

Natürlich kann man auch einen Fütterungsautomaten verwenden – aber die Tatsache bleibt, dass man in gewisser Weise um seine Kater herumplanen muss.

Eine Katze mit der Pfote auf dem Kopf der anderen
Sie machen Arbeit, sind aber auch süß!

Die Umstände mit dem Urlaub

Ein großer Nachteil von Katzen und Haustieren insgesamt ist der Urlaub. Ich kenne Leute, die fahren nie in den Urlaub und sind so sehr zufriedene Katzeneltern. Doch die meisten, die ich kenne, gönnen sich doch gerne mal eine Woche am Meer oder fahren auch einfach mal über ein Wochenende zu den Eltern in einer anderen Stadt.

Ob Kurzurlaub oder lange Reise, die Katze muss versorgt werden. Angeblich gibt es  Kater, denen stellt man genug Trockenfutter für ein Wochenende hin, und wenn man am Sonntagabend wiederkommt, sind sogar noch Reste davon übrig.

Vielleicht gibt es auch Katzen, denen es nichts ausmacht, ein Wochenende lang dasselbe Katzenklo zu verwenden. Generell sollte eine Katze aber jeden Tag Kontakt zu einem Menschen haben, sollte jeden Tag frisches Wasser bekommen und das Katzenklo sollte auch nicht zu dreckig werden – sonst kommt das Tier noch auf die Idee, einfach eine Ecke in der Wohnung zu suchen und diese zu verschmutzen. Es muss also eine Urlaubsversorgung her.


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Der Nachbar gegenüber

Im Idealfall hat man einen lieben Nachbarn, der zweimal am Tag vorbeikommt und die Katzen füttert oder der je nach Katze zumindest einmal am Tag füttert und das Katzenklo saubermacht.

Das ist der bequemste Weg – alles bleibt an seinem Ort, der Nachbar hilft gerne. Trotzdem muss man jeden Urlaub mit dem Nachbarn abstimmen und wenn man ein guter Mensch ist, lässt man am Ende auch noch ein Geschenk bei diesem.

Der Bekannte im Nachbarort

Auch gut wenn auch nicht ganz so praktisch ist es, wenn man einen lieben Bekannten hat, der die Katerchen in seiner Wohnung aufnimmt. Bei längeren Urlauben finde ich das sehr wichtig, denn unsere Kater sind sehr verschmust und der Gedanke, dass sie jeden Tag nur vielleicht ein Stündchen lang einen Menschen sehen, macht mich schon traurig. Also ab mit dem Tier zum Bekannten!

Dabei muss man sein ganzes Katzenzubehör mitnehmen, inklusive der Kater, die vielleicht gar nicht in ihre Tragekörbe möchten. Dazu transportiert man das Futter und Katzenstreu, die Katzentoilette noch dazu, Spielzeug, Bürste, Fusselrolle – ein nicht zu unterschätzender Aufwand auf jeden Fall.

Und auch hier ist man darauf angewiesen, dass der Bekannte gerade dann zuhause ist, wann man in den Urlaub möchte, macht sich Sorgen, was die Katzen eventuell alles kaputtmachen und wenn man wieder heimkommt darf man den ganzen Kram gerade wieder abholen.

Die Katzenpension

Die dritte Möglichkeit ist eine Katzenpension – bequemer als der Bekannte, da die Katzenpension genug Katzenklos und Streu haben sollte und auch das Futter kann man dort normalerweise dazukaufen.

In der Katzenpension unseres Vertrauens zahlt man 8,50 EUR pro Katze pro Tag und 7,50 EUR für jede zweite Katze. Das Futter kostet auch 1 EUR am Tag. Wieviel das für einen Urlaub kostet, kann sich jeder selbst ausrechnen. (Also gut, ich mach’s ja! 18 EUR am Tag für zwei Kater mit Futter, macht 180 EUR für 10 Tage Urlaub. Für eine Katze zahlt man immerhin noch 95 EUR.)

Dazu kommt, dass eine Katzenpension über Weihnachten und in den Sommerferien sicher schnell ausgebucht ist – wer also nicht schnell genug reserviert, kann sich den Sommerurlaub am Meer oder Weihnachten beim Skifahren gleich abschminken. Und ob die Kater dort wirklich glücklich sind, lässt sich auch nur schwer sagen. (Das soll nicht heißen, dass sie unglücklich sind, aber ich habe auch schon mal in einem 12er Hostelzimmer übernachtet und das Gelbe vom Ei war das nicht gerade.)

Wo wir aber gerade bei den Kosten sind…

Die Kosten

Billig sind Katzen nicht! Was kosten zwei Katzen pro Monat? Der Frage bin ich auch im Artikel Was kostet eine Katze? nachgegangen – ganz grob kann ich sagen, dass 100 EUR pro Monat für zwei Wohnungskatzen durchaus realistisch sind. Darin sind nicht die Anschaffungskosten für Katzenkorb, Kratzbaum, Spielzeug, Näpfe usw. enthalten.

Wenn wir nur von diesen Kosten ausgehen und Krankheiten und Anschaffung von Möbeln und Aufenthalte in Katzenpensionen nicht berücksichtigen, hätte man in 10 Jahren schon 12.000 EUR für die Tiere ausgegeben. Das Geld könnte man sicher auch anders verwenden. 12.000 EUR dafür, dass man jeden Tag im Katzenklo herumschaufeln darf? Das ist sicher nicht jedermanns Sache.

Der Katzenschmutz

Katzen sind hygienische Tiere hört man immer wieder. Es ist auch so – sie lecken sich nach dem Essen gründlich ab und riechen gut. Aber insbesondere bei Wohnungskatzen ist es damit ja nicht getan: Es gibt, wie erwähnt, ein Katzenklo, das regelmäßig gereinigt werden möchte. Einerseits muss man jeden Tag mehrmals schaufeln, andererseits muss man alle paar Wochen das gesamte Katzenklo saubermachen. Das dauert.

Gelegentlich kriegt ein Kater Durchfall und benutzt, weil er keine Daumen hat und mit Klopapier nicht umgehen kann, den Boden zum Abwischen. Das muss jemand saubermachen. Oder die Katze pinkelt in eine Ecke, aus „Protest“ oder weil sie krank ist.

Und selbst, wenn die Katze sich ganz brav verhält, trägt sie Katzenstreu an den Pfoten durch die ganze Wohnung. In allen Ecken sammelt sich Katzenfell und gelegentlich speit das Tier ein Fellbüschel auf den Boden. Das macht sich alles nicht von allein sauber.

Unsere Kater habe zudem schon mehrere Pflanzen auf den Boden geschmissen, eine volle Gießkanne, unsere Cafetiere, haben uns mehrmals auf den Teppich gekotzt und neulich hat Wrex den Balsamic-Essig in der Küche umgeschmissen – das war eine Sauerei.

Essigpfütze auf dem Boden
Manchmal machen Kater einfach Unsinn…

Jede Menge Katzenjammer

Neben all diesen Überlegungen bzw. Unannehmlichkeiten gibt es noch jede Menge andere Problemchen, die auftreten können, die man nicht vorhersehen kann. Vielleicht fängt die Katze auf einmal an, auf den Boden zu pinkeln und man weiß nicht weshalb.

Oder sie mag keine geschlossenen Türen und zerkratzt diese, wenn sie eine findet, oder miaut nachts davor. Oder sie kämpft mit anderen Katzen, miaut den ganzen Tag, wirft Blumentöpfe auf den Boden oder kratzt den Besuch.

Es kommt auch oft genug vor, dass eine Familie Nachwuchs bekommt und die Katze das gar nicht lustig findet. Viele dieser Probleme lassen sich mit Geduld und evtl. auch etwas professioneller Hilfe vielleicht beseitigen, aber alle bedeuten jede Menge Stress. Stress, den man ohne Haustiere nicht hätte.

Katze auf Kissen

Zusammenfassung

Ich will hier sicher niemandem eine Katze ausreden – im Gegenteil, es gibt ja genug im Tierheim, die ein Zuhause brauchen, also nur zu! Ich möchte aber jedem ans Herz legen, es sich ganz genau zu überlegen, denn wenn man die Katze erst mal hat, ist es schwer, es sich noch anders zu überlegen – und der Katze will man das auch nicht antun.

Folgende Überlegungen sollte man also anstellen:

Passt die Katze zeitlich in mein Leben?

Komme ich damit zurecht, um die Bedürfnisse der Katze herum zu planen? Habe ich Zeit und Lust, die Katze zweimal am Tag zu füttern und mit ihr zu spielen? Ist demnächst ein Umzug oder Nachwuchs geplant, der vielleicht mit einer Katze nicht kompatibel ist?

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Passt die Katze räumlich in mein Leben?

Ist die Wohnung groß genug? Ist die Küche abgetrennt? Hat die Katze genug Platz, um etwas herumzurennen? Kann das Katzenklo gut untergebracht werden und komme ich damit zurecht, überall Katzenhaare und Katzenstreu zu finden? Erlaubt mein Vermieter überhaupt Katzen?

Ist mir die Katze wichtiger als Urlaub?

Wer gern und oft verreist, am liebsten zur Ferienzeit oder um die Feiertage, sollte ich überlegen, wie er in dieser Zeit seine Kater versorgen will. Ist ein Verwandter oder Bekannter in der Nähe, der die Kater gerne pflegt und schmust? Kann ich auch mal an Weihnachten auf den Urlaub verzichten, wenn die Katzenpension voll ist?

Kann und will ich mir die Katze leisten?

Eine Katze kostet je nach Gesundheit, verwendetem Futter und Streu und anderen Faktoren leicht 1200 EUR im Jahr. Kann ich mir das leisten? Will ich mir das leisten? Habe ich die finanziellen Mittel, eine plötzlich notwendige Operation zu bezahlen?


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Ertrage ich den Katzenstress?

Will ich die Katze nur zum Kuscheln oder mag ich sie auch noch, wenn sie mich morgens um 6 Uhr durch lautes Miauen weckt?

Wer sich trotz allem für eine Katze entscheidet, dem wünsche ich Glück und starke Nerven und dass er trotz der gelegentlichen Unannehmlichkeiten genau wie ich jeden Tag ein kleines Glückserlebnis hat, wenn die Katze sich zufrieden auf dem Schoß zusammenrollt oder mal wieder so süß aussieht, dass man sie einfach nur liebhaben kann.


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